Die Rolle arrivierter Journalisten in der #gauchogate Causa dient jungen Kollegen nicht gerade als Vorbild.
Die sozialen Medien haben längst eine abartige Macht auf die Berichterstattung. Der Inhalt der Artikel über das „Gauchogate“, also den Tanz einiger Nationalspieler, spiegelt in vielen Fällen nicht die Meinung der Autoren wider!
Es ging den Verfassern nicht darum, objektiv ein mögliches Fehlverhalten samt politischer Korrektheit anzuprangern. Erst Recht war dieser Tanz nicht das bestimmende Thema, das die Menschen in Berlin auf der Fanmeile und in ganz Deutschland beschäftigt und bewegt hat, was eine Berichterstattung in diese Richtung rechtfertigt hätte.
Klickzahlen gehen vor
Das einzige Kriterium, nachdem nahezu jedes Online-Magazin und Online-Portal einer großen deutschen Tageszeitung überhaupt und in dieser Form über das Gauchogate „berichtet“ hat, sind die überragenden Klick-Zahlen und den „Traffic“, den man damit im Internet erzeugt.
Die Meinung der Konsumenten ist eindeutig. „übertrieben“, „typisch deutsch!“, „habt ihr keine anderen Themen?“ Fast alle regen sich auf über den Fall „Gauchogate“, die Portale aber, haben ihr Ziel erreicht. Massive Aufrufszahlen des Artikels, dementsprechend viele Leute, die sich darüber aufregen und den Text in den sozialen Netzwerken posten und fleißig kommentieren, was noch zu viel mehr Reichweite für das jeweilige Portal führt. Den Verfassern gefällts, denn jetzt können sie ihren Werbekunden am Ende des Quartals beweisen, wie hoch ihre Aufrufzahlen auf dem Portal waren.
Man könnte das jetzt schlau oder manipulierend nennen. Schlau weil die WM-Euphorie bis ins unermessliche ausgekostet wurde und jeder eine Meinung zu unseren Nationalspielern hat.
Manipulierend, weil an diesem Tag zwar die Feier des DFB auf der Fanmeile ein Thema war, über das die Menschen informiert werden und von der Begeisterung und der Freude etwas abbekommen sollten, aber in den Mittelpunkt stattdessen ein Skandal gerückt wurde, der keiner war. Und Themen, die in den letzten 48 Stunden über die Grenzen Deutschlands hinaus journalistisch mindestens genauso begleitet werden sollten, kommen nicht in den Fokus.
Hashtags regieren die Welt
Aber auch die Redaktionsleitungen und Autoren wissen. Wie man die Hamas und die Israelis an einen Tisch bekommt, oder warum die Niederlande ihre UN-Blauhelme knapp 19 Jahren nach dem schlimmsten Kriegsverbrechen seit dem zweiten Weltkrieg ein bisschen schuldig spricht, das ist nicht so massentauglich, wie ein Freuden-Tanz der Helden von Brasilien und ein damit entstehendes hashtag #gauchogate.
Nicht falsch verstehen. Es wird schon darüber berichtet. Allerdings würden die Redaktionen nur mit diesen Geschichten niemals ihr Wochen-Ziel erreichen…Vielleicht überlegt sich der ein oder andere das nächste Mal, ob es Sinn macht sich aufzuregen und dem ganzen diese Aufmerksamkeit zu geben.