Ein Student analysiert seit der Jugendzeit die Entwicklung der größten Fußballtalente rund um den Globus. Er ist ein Fußballbekloppter, ein Fachmann, der aber nicht auf dem Radar der Experten auftaucht, geschweige denn beachtet wird. Dabei weiß er etwa, welcher hoffnungsvolle Spieler in der Reserve von Real Madrid schlummert, oder welchen jungen Brasilianer die Scoutingabteilung von Bayer Leverkusen gerade im Fokus hat: Wenn ihm die Entwicklung einzelner Spieler gefällt und er sich sicher ist, dass sie sich auch in Zukunft in hohem Maße weiterentwickeln, investiert er Geld in sie. Er hilft Ihnen zu einem Club zu wechseln, bei welchem hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten herrschen und in dem die Jungstars ihr Talent veredeln können. Wenn sich der Marktwert des Juwels steigert, verdient der Student kräftig mit und die Investition war erfolgreich. Gut möglich, dass jetzt Leser sagen: „Alter, schalt den Fußballmanager ab und lern` mal mehr für die Uni“.
Doch nicht so voreilig: Seit Neuestem ist dies keine Situation, die sich nur in einer Spielesimulation oder auf der Konsole bei Fifa und Co. abspielen muss. Im realen Leben bietet sich nun für jeden Fußball-Fan oder selbsternannten Fachmann, egal ob Student, Beamter oder Rentner die Chance, ein Talent oder einen Klub auf direkte Art und Weise zu unterstützen. Die Plattform Kickrs.net macht es möglich.
Hier kann sich jeder anmelden und schon mit einem geringen Betrag in vielversprechende Fußballtalente investieren und sie auf ihrem Weg zum Profifußballer unterstützen. Die Idee: Mithilfe eines Crowdfunding-Prinzips wird es Vereinen ermöglicht, bestimmte Nachwuchstalente zu kaufen, die sich dann dort optimal weiterentwickeln sollen.
Crowdfunding ist ein relativer neuer Begriff, der erst in den vergangenen Jahren mehr in den Fokus gerückt ist. Bisher kannte man diesen Ausdruck eher von Filmprojekten, wie etwa dem Film zur Erfolgsserie „Stromberg“, der in nur einer Woche dank unzähliger Privatanleger 1 Millionen Euro an Spendengeldern gewinnen und somit erfolgreich produziert werden konnte. Im Sport und speziell im Profifußball ist solch eine Finanzierungsform jedoch ein Novum.
„Kyn“ der Start in eine neue Ära
Panagiotis Kynigopoulos markiert in diesem Zusammenhang den Beginn einer neuen Ära. Denn „Kyn“, so sein Spitzname, ist der erste Fußballer, dessen Wechsel durch Crowdfunding finanziert wurde. 516 Investoren haben über 235.000 Euro investiert, damit der griechische Junioren-Nationalspieler zum belgischen Erstligisten St. Truidense VV wechseln konnte. Der 19- Jährige galt bereits vor zwei Jahren als das Ausnahmetalent der zweiten griechischen Liga und überzeugte zudem vergangenes Jahr bei der U19-EM in seinem Heimatland. Er soll beim Tabellenelften langsam an die erste Mannschaft herangeführt werden und einen ähnlichen Weg nehmen wie etwa Liverpools derzeitiger Stammkeeper Simon Mignolet, der aus der Jugend des belgischen Ausbildungsvereins stammt. Dieser gute Ruf des Clubs in Verbindung mit den außergewöhnlichen Anlagen, die „Kyn“ mitbringt, waren wohl die überzeugenden Argumente, um viele Fans zu Kleinanlegern werden zu lassen. Diesen bietet ihre Investition tolle Chancen:
Das Konzept von Kickrs.net stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, in das aktive Fußballgeschehen einzugreifen. Diese (erfolgreichen) Entscheidungen, die Millionen von Fans und Fußballliebhaber höchstens vorm PC oder der Konsole treffen, können jetzt Realität werden: Mit echten Fußballtalenten echtes Geld verdienen.
Im Falle von „Kyn“ hieße das: Wechselt das griechische Talent erneut den Verein, werden die Investoren entsprechend seines dann aktuellen Marktwerts entlohnt. Bei einer Erhöhung seines Wertes auf beispielweise 500.000 Euro, würde jeder Anleger das 1,44 fache seines Einsatzes zurückbekommen. Dies entspräche einem satten Gewinn von 44 Prozent. In den heutigen Zeiten von Niedrigzinsen eine lukrative Alternative zum klassischen Sparbuch, zumal der Investor selbst seinen Einsatz bestimmen kann. Die Obergrenze pro Privatanleger liegt bei 10000 €. Es gibt jedoch keinen Mindestbetrag, sodass jeder Fußball-Fan bereits mit wenigen Euros die jeweilige Kampagne unterstützen kann.
Außerdem verspricht Kickrs.net exklusive Infos und Statistiken zu den geförderten Spielern, um nach einer Investition die jeweilige Karriere hautnah mitverfolgen zu können. Bestand bis jetzt die Möglichkeit den eigenen Club mit dem Kauf von Fanartikeln oder Stadionbesuchen zu unterstützen, können die Fans nun die Vereine direkt finanziell dabei unterstützen vielversprechende Talente unter Vertrag zu nehmen. Und nebenbei streichen die Anleger – im Erfolgsfall – auch noch einen schönen Gewinn ein.
Enormer Druck für die jungen Talente und Vereine
Selbstredend ist die Beteiligung an solch einem Crowdfunding-Projekt nicht risikofrei. Denn falls der Spieler später nicht weiterverkauft oder sein Vertrag nicht verlängert wird, ist das investierte Geld futsch. Die Entwicklung großer Fußballtalente seriös vorauszusagen, ist nicht immer möglich.
Es gibt unzählige Beispiele ewiger Talente – Freddy Adu oder Marcel Ketelaer (für die Kinder der 90er) seien hier namentlich genannt, die nie den hoch gesteckten Erwartungen gerecht werden konnten. Ob es da der Entwicklung eines jungen Spielers nützt, wenn ihm hunderte Investoren im Nacken sitzen, kann zumindest hinterfragt werden. Der Druck ist in solch einem Fall noch höher als ohnehin schon im harten Profifußballgeschäft.
Zudem stellen die Anleger Ansprüche an den jeweiligen Ausbildungsverein, dem Sie das Nachwuchstalent finanziert haben: „Wieso lässt ihn der Trainer nicht spielen? Ist er zu schlecht?“ Solche Anfragen gibt es gelegentlich auch an den belgischen Club von „Kyn“, wie dieser auf Anfrage des Fachmagazins „11 Freunde“ betont. Doch nach der Winterpause solle er nun auch in einem Pflichtspiel seine Premiere für die erste Mannschaft feiern, hieß es aus Belgien. Festes Mitglied in der Trainingsgruppe des Eliteteams sei er ohnehin seit Saisonbeginn.
Es besteht ganz gewiss kein Zweifel daran, dass sowohl Club als auch Spieler mit einem Crowdfunding-Projekt im Rücken mehr in den öffentlichen Fokus rücken. Die Aufmerksamkeit hat zur Folge, dass Spieler und Verein lernen müssen, mit größerem Druck umgehen zu können.
„Kyn“ war lediglich der Startschuss für das Startup Kickrs.net, das den Fußball mit seinem Konzept international revolutionieren will. Die Plattform finanziert sich vor allem dadurch, dass sie zehn Prozent des investierten Geldes als „Management Fee“ einbehält. Im Gegenzug löst das Portal gleich mehrere Herausforderungen des modernen Fußball-Geschäfts: Die Stärkung der Beziehung zwischen Vereinen und Fans, die optimale Nutzung des beträchtlichen Potenzials der Fanbase sowie die Erzeugung alternativer und ökonomisch gewinnbringender Finanzierungsquellen. Zudem erhalten junge Spieler die Chance, ihren großen Traum zu verwirklichen.
Neue Kampagne sucht „Den nächsten Özil für RWE“
Daher folgen in Kürze weitere Kampagnen: So wird derzeit auf der Kickrs-Homepage das erste Projekt angekündigt, das sich auf den deutschen Markt bezieht. Die „RWE-Kampagne“ soll den Traditionsklub Rot-Weiß-Essen unterstützen. Ziel ist es, mithilfe eines 10-jährigen Darlehens der Fans den „nächsten Özil für RWE“ zu finden. Die Fans verdienen mit, wenn der Klub durch Ausbildungsentschädigungen oder Solidaritätsbeiträge Geld erzielt – und zwar auch durch weitere Wechsel des Weltstars Mesut Özil, der in der Jugend fünf Jahre lang für die Essener kickte. Die garantierte Mindestrendite liegt bei 10 Prozent und wird weiter erhöht, sollten die Essener in höhere Ligen aufsteigen. Das Geld der Anleger investiere der Club in die Nachwuchsarbeit, um so neue „Özils“ auszubilden und mit Verkäufen dem Verein aber auch den Privatinvestoren Geld in die Kassen zu spülen. Risikofrei ist auch dieses Investment nicht: Falls RWE in den nächsten 10 Jahren insolvent wird, gibt es kein Geld zurück. Doch der Vorsitzende Michael Welling beruhigt die Fans: „Das wird nicht passieren.“
Trotz kleinerer Risiken wird das Angebot von kickrs.net den Fans schmecken. Dass dieses Geschäftsmodell Potenzial hat, zeigt das erste Projekt mit „Kyn“, das locker die geforderte Investitionsgrenze erreichen konnte. Was am Ende für die Investoren dabei herausspringt, wird sich zeigen. Es ist aber unbestritten, dass ein normaler Fußballfan fernab von Playstation und Co. dem Profigeschäft reell nicht näherkommen kann: „Inside the game“ – so bewirbt der Betreiber selbst seine Online-Plattform und wird so, mit steigender Bekanntheit, wohl noch einige Anleger mehr für spannende Projekte generieren. So können wir uns sicher sein: „Kyn“ war nur der Beginn einer neuen Ära im europäischen Klubfußball.
In vielen Bereichen wird mittlerweile auf Crowdfunding zurückgegriffen, warum also nicht auch im Fussball. Letztendlich ist und bleibt es eine tolle Finanzierungsalternative, die genutzt werden sollte.