Super-Bowl-Boom in Deutschland: Anders kann die veränderte Wahrnehmung der amerikanischen Männersportart schlechthin hierzulande nicht umschrieben werden. Bevor das Finale der NFL-Saison am heutigen Sonntag (23:15 Uhr live in Sat1) steigt, gibt Euch sport24-fieber noch schnell Experten- und Einsteigerwissen für Eure Super-Bowl-Party mit an die Hand.
Von Nico Stiefvater und Jannik Schneider
Vor der Jubiläumsausgabe, dem 50. Super Bowl in der Geschichte der NFL, ist aus deutscher Sicht einiges anders, als in den Jahren zuvor. Erstmalig hat mit Prosieben/Sat1 eine Sendergruppe den Mut gefasst und dem Produkt American Football eine langfristige Plattform geboten. So wurde nicht nur online auf ran.de, sondern auf dem kleinen Sender ProsiebenMaxx und in Sat.1 Spiele der regulären Saison und der Playoffs übertragen. Teilweise kratzte das Team um den prominenten Sportkommentator Frank Buschmann mit den Quoten an der Millionenmarke – das wohlgemerkt mitten in der Nacht. Somit ist die Fangemeinde der Sportart hierzulande rapide gestiegen. Die weiß natürlich, dass sich die Denver Broncos und die Caroline Panthers duellieren werden. Um auch Neueinsteigern und Interessierten den Zugang zum größten Sport-Event des Jahres (allein in Nordamerika werden bis zu 140 Millionen Menschen zu sehen) zu verschaffen, gibt es hier noch ein paar nützliche Infos rund um das Spektakel, das dieses Jahr in San Francisco stattfinden wird. Weiter unten kommen Experten ganz auf ihre Kosten:
Die Rahmenbedingungen
Anlässlich des Jubiläums wird das Spiel in einem der neuesten Stadien der Vereinigten Staaten ausgetragen. Gespielt wird im Levi´s Stadium in Santa Clara, San Francisco, das erst 2014 eröffnet wurde und die San Francisco 49ers beheimatet. Das Stadion bietet Platz für bis zu 75.000 Zuschauer. Der Bau kostete stolze 1,2 Milliarden US-Dollar.
Obwohl das Stadion noch keine 18 Monate in Betrieb ist, ist der Super Bowl nicht die erste große Veranstaltung. 2015 machten sowohl die Amerikanische Eishockey Liga (NHL) im Rahmen ihrer Stadion-Tour als auch die Muskelpakete der Wrestlingszene WWE zu ihrem größten Event des Jahres, der WrestleMania, Station. Neben dem eigentlichen Spiel ist es vor allem die Halbzeitshow, die Millionen Menschen begeistert. Vor dem Spiel wird die Nationalhymne der USA von Weltstar Lady Gaga gesungen. In der Halbzeit sollen dann Coldplay und Beyoncé dafür sorgen, dass die Fans sich auch in der Pause nicht eine Sekunde langweilen.
Bereits die Pressekonferenz zur geplanten Halbzeitshow mit Coldplay und Beyonce hatte es – ganz amerikanisch – in sich:
Vor dem TV
Die Werbeplattform für große Unternehmen ist aufgrund der hohen Einschaltquoten äußerst reizvoll. Kein Wunder, dass für dieses Event extra kreative Spots gedreht werden – manch ein Zuschauer freut sich daher mehr auf die Werbespots, als auf das Spiel selbst. 30 Millionen Dollar kostet etwa ein 30-Sekunden-Spot! Übertragen wird das Event dieses Jahr von CBS, welcher mit sogenannten Pylonen Kameras und der Möglichkeit zur 360°-Sicht den Super Bowl noch näher in die Wohnzimmer bringen will. Davon profitieren werden auch wir in Deutschland, da die Bilder von CBS für die ganze Welt gestellt werden. Für Deutschland werden Frank Buschmann und Jan Stecker live vor Ort kommentieren. Besonderer Beliebtheit erfreut sich aber der ran Social-Media-Beauftragte Icke, der unter Footballfans bereits Kultstatus genießt.
#ranNFL Mein Arbeitsplatz wird so nahe an @FrankBuschmann sein wie noch nie ??? ist das gut?? @ransport @stecker_jan pic.twitter.com/7iHDwctNp6
— Icke Dommisch (@Icke41) February 7, 2016
Zu sehen ist das ganze auf Sat.1 sowie im Vorbericht ab 20 Uhr auf ProSieben Maxx. Aufgrund der überraschend starken Premierensaison der NFL auf ProSieben Maxx und dem daraus entstandenen Hype um American Football in Deutschland ist davon auszugehen, dass die Einschaltquoten aus dem vergangenen Jahr (bis zu 1,64 Mio. Zuschauer) überboten werden.
Das Sportliche: Der Weg zum Super Bowl
Denver Broncos:
Denver bestätigte früh in der Saison, dass sie zum erweiterten Favoritenkreis des Super Bowl gelten. Nach einer überzeugenden Vorbereitung, folgte mit 7 Siegen in Folge (darunter ein überzeugender 29:10 Sieg gegen die Green Bay Packers) ein Traumstart in die Saison. Erst in Woche neun kassierten die Broncos die erste Niederlage – die ausgerechnet gegen das alte Team des Quarterbacks Peyton Manning – die Indianapolis Colts. Manning lief 13 Saisons (1998-2010) für die Colts auf. In der Folgewoche verlor man gegen die Kansas City Chiefs, das Spiel, in dem Manning den Ball gleich vier mal in die Arme des Gegners warf und so sein, nicht nur statistisch, schlechtestes Spiel seiner Karriere ablieferte.
Kurioserweise schaffte Manning ausgerechnet in jenem Spiel Historisches, als er zu dem Quarterback der NFL-Geschichte -aufstieg, der die meisten Yards (71.940 Yards) geworfen hatte. Das verhinderte jedoch nicht die Ablösung durch Ersatz-Quarterback Brock Osweiler , der bis zum letzten Spiel der regulären Saison Starter blieb. Die Saison endete für Denver mit 12 Siegen und 4 Niederlagen, so sicherte man sich ein Freilos für die erste Runde der Playoffs und setzte sich in den folgenden Runden gegen die Pittsburgh Steelers (23:16) und gegen die New England Patriots (20:18) in unfassbar dramatischen Spielen durch.
Carolina Panther:
Die Regular Season der Panthers lässt sich mit nur einem Wort beschreiben: Unfassbar! Carolina verpasste die perfekte Saison mit 15 Siegen und einer Niederlage nur denkbar knapp. Erst am vorletzten Spieltag setzte es die erste Niederlage gegen die Atlanta Falcons (13:20). Die ersten Experten begannen zu Zweifeln, ob die Panthers nun nervös werden und den eingeschlagenen Weg nicht bis zum Ende folgen. Doch schon zum Ende der Regular Season setzte man allen Diskussionen ein Ende, als man die Tampa Bay Buccaneers mit 10:38 in den Urlaub schickte.
Carolina zog folgerichtig als bestes Team der NFL in die Playoffs ein. Nach einem Freilos führte Carolina gegen die Seattle Seahawks nach gut 3 Minuten mit 14:0 (Endstand 31:24) und wiederholte das Kunststück eine Woche später, als man gegen die Arizona Cardinals bereits nach 11 Minuten mit 17:0 führte. Anders als gegen Seattle hielt Carolina diesmal den Fuß auf dem Gaspedal und gewann ungefährdet mit 49:15 und sollte so mit extrem breiter Brust zum Super Bowl anreisen.
Players to Watch
Denver Broncos, Peyton Manning, QB
Es wird wohl die letzte Chance für Peyton Manning sein, um sich seinen zweiten Super Bowl Ring zu schnappen. Der 39 Jährige wurde bereits in den vergangenen Jahren mit Rücktrittsgerüchten konfrontiert – eine hartnäckige Nackenverletzung (2011 wurde Manning an der Halswirbelsäule operiert) befeuerte diese immer wieder. Nachdem er im letzten Spiel der Regular Season im letzten Viertel für den enttäuschenden Brock Osweiler aufgestellt wurde und seiner Mannschaft noch zum Sieg verhalf, war lange Zeit unklar, welcher Quarterback den Vorzug für die Playoffs erhält.
In Denver wurde letztlich der Erfahrung Mannings vertraut. Diese Entscheidung wurde nicht bereut. Keine einzige sogenannte „Interception“ (Fehlwurf zum Gegner) in den Playoffs sprechen eine deutliche Sprache. Sollte für Manning feststehen, dass er am Sonntag sein letztes Spiel in der NFL bestreitet, könnte es unabhängig vom Ausgang des Spiels sehr emotional werden. In seiner langen Karriere hat der Super Bowl Champion von 2007 viel erlebt, aber ein finales Spiel mit der Chance auf dem Thron sitzend seine Karriere zu beenden, ist auch für ihn eine einmalige Möglichkeit.
Carolina Panthers, Cam Newton, QB
Auch bei Carolina muss man den Quarterback auf dem Schirm haben. Newton spielt eine herausragende Saison und ist in der Nacht zum Sonntag zum MVP der Saison gewählt worden. Die Panthers stellen die beste Offense der Liga, was zum Großteil an Newton liegt. Der 26 Jährige führt die Offense der Panthers unberechenbar und ist dabei das Gegenteil seines Gegenübers Manning. Natürlich kann Newton passen, kennt die richtigen Momente für einen Laufspielzug. Vor allem gehört er aber zur „neuen Generation“ von Quarterbacks, die selbst stark darin sind, den Ball nach vorne zu tragen. In der Regular Season legte er 35 Touchdowns auf und lief zehnmal mit dem Ball selbst bis in die Endzone.
Bisher har Newton die komplette Saison überzeugt und nun wird sich zeigen, ob er auch für den letzten und größten Schritt seiner noch jungen Karriere bereit ist.
Hier Newton im Videoportrait:
Expertenwissen, mit dem Ihr garantiert beeindruckt: Keys to Win
Denver Broncos:
- Halte Newton in der Pocket: Die Defense der Boncos muss Newton in der Pocket, also hinter seiner Offensiv Line halten und muss ihn zum Wurf zwingen. Newton ist ein guter Passer, aber der Wurf bereitet ihm noch am ehesten Probleme.
- Bleib an Ted Ginn jr. dran: Denver muss unbedingt auf Ted Ginn jr. aufpassen. In der Regular Season kam Ginn auf 10 TD und 16,8 Yards pro gefangenem Ball. Hat der Receiver den Ball erstmal gefangen und nur noch Land vor sich, ist er mit seiner Schnelligkeit und Explosivität nur schwer in die Hände zu bekommen.
- Passt auf den Ball auf: Denver darf sich keine Fehler in der Offensive erlauben. Manning warf in der Regular Season 17 Interceptions und auch die Receiver sowie Running Backs fielen immer wieder durch „Flutschfinger“ auf (16 Fumbles in Regular Season).Carolina Panthers:
- Früh aus den Startlöchern kommen: Eine große Hilfe wäre es, einen ähnlich guten Start ins Spiel hinzubekommen wie in den Runden zuvor gegen Seattle und Arizona. Gelingt dies, wird Denver schnell unter Druck gesetzt und muss risikoreicher spielen. Das erhöht die Chancen für eine der besten Defensiv Lines der Liga , eine Interception zu fangen oder einen Fumble zu erzwingen.
- Stop das Laufspiel: Dass Peyton Manning werfen kann, wird sich bis nach Carolina rumgesprochen haben. Daher werden die Broncos vermutlich öfter als bisher den Lauf nehmen, um so varianten- und trickreicher zu sein. Die einzig ernstzunehmenden Optionen hierfür sind die beiden Running Backs Ronnie Hillman und C.J. Anderson (863 bzw. 720 Rushing Yards in der Regular Season). Nach diesen Spielern gibt es keine ernsthafte Option, die das Laufspiel der Broncos aufrechthalten kann.
- Vermeide Strafen: Die wenigsten Strafen sind nötig oder gar in irgendeiner Form hilfreich. Schon allein deshalb ist es immer ratsam, diese auf ein Minimum zu beschränken. Es gilt: Ruhe bewahren und unnötige Strafen wie unnötige Härte, Frühstart oder zu viele Spieler auf dem Feld zu vermeiden. In einem Super Bowl kann eine Strafe, die zu einem neuen First-Down führt, aber das ganze Spiel entscheiden.
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