Am heutigen Donnerstag beginnt für viele das Highlight dieses nicht-olympischen Sportwinters: Die 48. Biathlon-Weltmeisterschaft im norwegischen Oslo. Die Top-Favoriten auf Einzeltitel sind zwar andere, trotzdem haben die deutschen Scharfschützen gute Chancen im Medaillenrennen mitzumischen. Trotz neuerlicher Dopingenthüllungen hält der TV-Boom im Biathlon ungebremst an, ARD und ZDF sowie Eurosport zeigen jede Minute der WM am prestigeträchtigen Holmenkollen.
Die WM sei dann ein Erfolg, wenn sie ihr Niveau abrufen, bestenfalls die persönliche Bestleistung erreichen könne, definiert die deutsche Hoffnungsträgerin Laura Dahlmeier ihre Ziele gegenüber dem ZDF. „Mein Traum ist aber schon eine Einzelmedaille“ gibt sie am Ende des Interviews doch zu. Die 22-Jährige weiß: Gute Leistungen sind das eine, Edelmetall das andere. Gerade letzteres wollen Verantwortliche, Fans fordern und sehnen sich sogar danach. Die Währung, in der Erfolge gemessen werden, sind eben Titel und Medaillen. Gerade Dahlmeier und bei den Herren Simon Schempp haben mit jeweils vier Einzelsiegen in dieser Weltcupsaison gezeigt, dass die Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) am legendären Holmenkollen für Top-Platzierungen auf dem Podest durchaus in Frage kommen. „Ich fliege nicht nach Oslo, nur, um dabei zu sein“, lautet Schempps klare Ansage. „Mein Ziel ist es, um die Podestplätze mitzulaufen“, sagt der 27- Jährige ebenfalls gegenüber dem ZDF.
Fourcade und Soukalova überragen / Jede Minute der WM LIVE im TV
Um das Ziel zu erreichen, muss der Deutsche sich vor allem mit Martin Fourcade auseinandersetzen. Bereits sechsmal stand der Franzose bei Weltmeisterschaften ganz oben; sammelte Erfolge in allen Einzelwettbewerben. Zudem wird er dieses Jahr zum fünften Mal in Folge den Gesamtweltcup als Bester abschließen. Neben Fourcade zählen auch der Russe Anton Schipulin und, besonders bei seiner Heim-WM, der Norweger Tarjei Bö zu den heißen Kandidaten auf Gold.
Bei den Damen stach in dieser Saison vor allem eine Athletin heraus: Gabriela Soukalova. Die Tschechin ist pünktlich zur WM in Topform: Sie gewann sowohl den Sprint als auch die Verfolgung im amerikanischen Presque Isle, der letzten Weltcupstation vor Oslo. Neben Soukalova präsentierten sich auch die Italienerin Dorothea Wierer und die Französin Marie Dorin-Habert in diesem Winter in bestechender Verfassung und zählen zu den Mitfavoriten.
Trotz starker Konkurrenz zeigt sich die ehemalige Weltmeisterin Magdalena Neuner im Interview mit dem Sportinformationsdienst (SID) „ganz optimistisch, dass Laura und Simon beide eine Medaille machen werden.“ Neuner war vor drei Jahren in Ruhpolding die letzte deutsche Einzelweltmeisterin und arbeitet mittlerweile als TV-Expertin. Auch hier findet sie große Beachtung, denn die Biathlon-Übertragungen boomen. ARD und ZDF übertragen – wie gewohnt – alle Entscheidungen live in die deutschen Wohnzimmer.
Mit Übertragungen von Biathlonwettkämpfen erzielen die TV-Anstalten stets Traumquoten. Es ist, gemessen an der Zuschauerresonanz, die beliebteste Wintersportart Deutschlands, gefolgt von Skispringen und Ski Alpin. Und mit den deutschen Siegchancen im Rücken werden die Sender wohl auch bei dieser WM von den Einschaltquoten nicht enttäuscht werden.
Das Erste übernimmt neben den beiden Sprints am kommenden Samstag und den Verfolgungsrennen am Sonntag auch die Mixedstaffel, mit der die WM am heutigen Donnerstag eröffnet wird. Kommende Woche übernehmen die Kollegen aus Mainz mit den Rennen im Einzel, den beiden Staffeln sowie zum Abschluss den Massenstarts der Damen und Herren. Die Biathlonfans verpassen, wie schon in den vergangenen Jahren, keine Sekunde dieser Titelkämpfe. Auch der Sender Eurosport zeigt alle Rennen live.
Mythos Holmenkollen begeistert Athleten und Fans trotz Dopingenthüllungen
Die zahlreichen TV-Kameras werden atemberaubende Bilder einfangen. „Der Holmenkollen ist ein Mythos im Wintersport, die WM wird sicherlich ein Spektakel“, gibt Schempp eine Prognose zur Stimmung im Skistadion oberhalb der norwegischen Hauptstadt ab. Man habe eine geniale Aussicht auf die Fjorde und auf Oslo. Das Stadion werde definitiv voll sein, so Schempp. Die Organisatoren versprechen eine festlich geschmückte Osloer Innenstadt, in der die Eröffnungsfeier und die Medaillenzeremonien stattfinden werden. Das Zentrum des sportlichen Geschehens bleibt jedoch die Biathlonarena am Holmenkollen.
Dort wird der ein oder andere Beobachter einen kritischen Blick auf die gezeigten Leistungen werfen. Die Fans bleiben dem Biathlon treu, obwohl in dieser Saison bereits zwei Biathleten wegen Dopings suspendiert wurden. Immer wieder steht vor allem der russische Verband im Fokus. Nachdem in Russland, nach der ARD-Dokumentation von Dopingexperte Hajo Seppelt, bereits ein flächendeckender Dopingskandal in der Leichtathletik aufgedeckt wurde, wird nun auch der Internationale Biathlon Union (IBU) aktiv. Der IBU-Doping-Vizepräsident und Anti-Doping Beauftragte Jim Carrabre wolle noch einmal alle Dopingproben von russischen Athleten vor und während der Olympischen Spiele in Sotschi 2014 öffnen lassen.
Dabei sei seine größte Sorge, dass die russische Anti-Doping Agentur RUSADA Doping im eigenen Land decke. Es hieße, so Carrabe, Proben seien zerstört worden, bevor sie untersucht wurden. Dem widersprach Ricco Groß, amtierender Bundestrainer der Russen, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vehement: „Der Verband versucht alles Mögliche, damit so etwas nicht passiert. Alle Möglichkeiten, mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zusammenzuarbeiten, sind seitens des Verbandes gegeben“, so die deutsche Biathlonlegende. Das Team habe sich sehr bewusst sehr viel im mitteleuropäischen Raum aufgehalten, sodass „wir ständig kontrolliert werden können. Das Versprechen der Athleten habe ich natürlich auch“, offenbart Groß.
Deutsches Team will Staffel rocken
Im deutschen Lager scheint man von solchen Problemen verschont, obwohl auch sie in der Weltklasse mitmischen. Im März 2016 gibt es allerdings keine Anhaltspunkte, den Sport unter einen Generalverdacht zu stellen. Die Deutschen überzeugen mit einem Kader, der in der Breite glänzt.
Eine, die in Neuners Fußstapfen treten könnte, ist Franziska Hildebrand. Die 28-Jährige ist mit Rang fünf im Gesamtweltcup die bestplatzierteste Deutsche und will bei der WM an ihre konstant guten Weltcupleistungen anknüpfen. Auch sie wird nicht müde zu betonen, dass „die Titelkämpfe nur dann erfolgreich werden, wenn ich mit Medaillen nach Hause komme“ sagt die gebürtige Hallenserin dem ZDF. Doch auch sie weiß, dass die absoluten Top-Favoriten nicht aus dem deutschen Lager stammen.
„Doch speziell bei Weltmeisterschaften gibt es immer Überraschungen“, betont auch Schempp. Neben dem gebürtigen Württemberger schießen und laufen bei der WM Erik Lesser, Andreas Birnbacher, Benedikt Doll und trotz seines Sturzes beim letzten Weltcup, Arnd Peiffer für das deutsche WM-Aufgebot. Bei den Damen setzen die Bundestrainer neben Dahlmeier und Hildebrand noch auf Franziska Preuß, Vanessa Hinz, Miriam Gössner und WM-Debütantin Maren Hammerschmidt. Mit diesem Kader rechnen sich die Deutschen vor allem in den Staffelrennen große Chancen auf eine Medaille aus. Das gesamte deutsche Damensextett rangiert und den besten 25 des Weltcups und besticht daher durch Ausgeglichenheit. Noch besser stellt sich das Bild bei den Herren dar: Alle fünf deutschen WM-Fahrer befinden sich unter den Top 16 der Weltcup-Gesamtwertung dieser Saison. Die Vorzeichen stehen gut, dass am Holmenkollen beide Staffel-Titel der letzten WM im finnischen Kontiolahti verteidigt werden können.
Die Fans tun gut daran, die folgenden elf Tage trotz einiger dunkler Wolken am Dopinghimmel zu genießen. Sie erwartet eine besondere Stimmung am legendären Holmenkollen, spannungsgeladene Entscheidungen und, da ist sich das Team von sport24-fieber sicher, einige deutsche Medaillen. Vorhang auf für das Highlight dieses Sportwinters!
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