Wer als Fußballer im Training nicht alles gibt, der läuft – ob Kreisliga oder Bundesliga – Gefahr, einen Rüffel vom Trainer zu erhalten. Gut möglich, dass im nächsten Spiel sogar ein warmer Bank- oder gar Tribünenplatz für den Faulpelz freigehalten wird. Darmstadts Erfolgstrainer Dirk Schuster geht stattdessen alternative Wege. Für den nachweislich „Faulsten“ seiner Kicker wartet zu Beginn eines jeden Monats das sogenannte „Trikot der Schande“.
Warum ist der SV Darmstadt 98 unter Dirk Schuster so erfolgreich? Nun, Erklärungsversuche für die Märchengeschichte vom Fastabsteiger der 3. Liga bis hin zum sensationellen Durchmarsch in die Bundesliga gibt es zu Hauf. Und welcher Fußballromantiker erinnert sich nicht gerne an das sensationelle Relegationsrückspiel 2014, das die Lilien in die 2. Liga katapultierte:
Fußballer des notorischen Außenseiters , so wirkt es nicht erst seit der Premierensaison im Oberhaus, investieren in den Bundesligapartien regelmäßig diesen einen entscheidenden Schritt mehr als der Gegner. So ergattern die Hessen eifrig Punkte, die ihnen die wenigsten Experten zutrauen und sind auf dem besten Weg zur nächsten Sensation: dem Klassenerhalt!
Schuster, unter anderem Ex-Profi des FC Bayern München, hat eine Truppe von Gescheiterten angesammelt, die Darmstadt 98 als zweite, oftmals dritte, aber in jedem Fall letzte Chance im Profifußball ansehen und diese zum größten Teil auch nutzen. Schuster versteht es, diese letzten Prozent extra zu finden, die Spieler anzustacheln und leistungsfähiger zu machen.
Erster „Fehleinkauf“ des Jahres
Dazu arbeitet der 48-Jährige mit einem ganz besonderen psychologischen Trick: Um zu gewährleisten, dass jeder in jedem Training über die Leistungsgrenze hinausgeht, hält der Coach eine äußerst fiese und demütigende Strafe für den Trainingsfaulsten des jeweils vergangenen Monats parat: das sogenannte „Trikot der Schande“. Dazu analysiert Schuster am Ende jeden Monats die Trainingswerte und errechnet anhand der zurückliegenden Spielformen, Übungen und Trainingsmatches den Verlierer des Monats. Der „darf“ sich dann zur ersten Einheit im neuen Monat ein rosa Trikot mit der Aufschrift „Tussi“ überstreifen : Darmstadt-Profi Luca Caldirola (25) war der erste „Fehleinkauf“ des Jahres 2016!
So steht es nämlich auf der Rückseite des Trikots, das ihm unter großem Gejohle der Mitspieler Anfang Februar überreicht wurde. Auf dem Rücken prangen zudem die Namen aller weiteren Spieler, die sich das Shirt im Laufe der Saison „verdient“ hatten. Vor Caldirola (Januar) waren es Wagner (Dezember), Stroh-Engel (November), Rausch (Oktober), Garics (September), Kempe (August), Sulu (Juli) und Sirigu (Juni). Für Darmstadt-Trainer Schuster geht es dabei vorrangig darum, dass seine Spieler im Training alles geben: „Keiner will das rosa Hemd haben. So strengen sich alle in jedem Training an. Das wollen wir erreichen“, sagte der Trainer gegenüber der Bildzeitung.
Die #Lilien stürmen zum nächsten Auswärtssieg! Der Spielbericht zu #TSGD98: https://t.co/p9vu3Xt3i6 #sv98 pic.twitter.com/vaf837wwIM
— SV Darmstadt 98 (@sv98) February 7, 2016
Der Erfolg gibt Schuster recht. Am Wochenende feierten die Lilien einen immens wichtigen Auswärtssieg bei der TSG Hoffenheim und stehen nun mit 24 Punkten ganze zehn(!) Zähler vor einem direkten Abstiegsplatz – nicht nur, aber auch wegen der kreativen Einfälle von Dirk Schuster, um seine Profis ordentlich zu motivieren.
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