Eine Teilnahme an Olympischen Spielen ist für Athleten kleinerer Sportarten fast immer gleichbedeutend mit dem Karrierehöhepunkt. Für diesen Traum geben sie im täglichen Training alles, verzichten auf viel. Sehr gut verdienende Profisportler medienwirksamer Mannschaftssportarten kennen Olympia heutzutage meist nur aus dem TV. Das reicht dem American Footballer Marquise Goodwin jedoch nicht. Er will diesen Sommer in Brasilien an den Start gehen – im Weitsprung.

Eigentlich nimmt der Amerikaner in der National Football League (NFL) als Wide Receiver die Pässe seines Quarterbacks bei den Buffalo Bills in Empfang.
Dass er es mit seinen Weitsprungambitionen ernst meint, zeigte der 25-Jährige vergangene Woche mit der Teilnahme an einem Leichtathletik-Meeting in New York, bei dem er mit 7,75 Metern prompt den dritten Platz belegte. Sein vorübergehender Disziplinwechsel kommt allerdings nicht überraschend: Bereits vor vier Jahren nahm Goodwin an den olympischen Spielen in London teil und belegte dort im Weitsprung einen beachtlichen zehnten Platz. Wenn er in der Vorbereitung verletzungsfrei bleibt, ist ihm, bei erfolgreicher Qualifikation, in Rio eine bessere Platzierung durchaus zuzutrauen. Denn mit seiner persönlichen Bestweite von 8,37 Meter, die er im letzten Jahr aufgestellt hat, wäre er 2012 Olympiasieger geworden.

In der Sommerpause der NFL Saison widmet sich Goodwin dem Weitsprung. Sein Ziel: Olympia

Goodwin ist nicht der einzige Footballspieler, der sich eine Zweitkarriere in der Leichtathletik aufbaut. Die Grundfähigkeiten, die einen guten Footballer ausmachen, lassen sich sehr gut auf viele Disziplinen der Leichtathletik übertragen: Sprungkraft und Schnelligkeit sind sowohl in der NFL als auch bei den verschiedenen Sprung-, Wurf- und Schnelligkeitsdisziplinen essentiell, um erfolgreich zu sein.

Goodwin’s Olympia Traum: Ein Bericht aus dem Jahr 2012

So gab es in der Vergangenheit bereits Ausnahmeerscheinungen sportlicher Multitalente. Der heute 55-jährige Michael Carter ging den umgekehrten Weg, gewann 1984 bei den Spielen in Los Angeles Silber im Kugelstoßen, ehe er im gleichen Jahr von den San Francisco 49ers gedraftet wurde und bis 1992 dreimal den Super Bowl gewann.
Als einer der herausragendsten Athleten des modernen Sports gilt bis heute auch Jim Thorpe, der 1912 in Stockholm sowohl im Fünf- als auch im Zehnkampf die Goldmedaille gewann. Im Verlauf seiner Karriere war Thorpe außerdem Profispieler im Baseball und im American Football!

Der wohl erfolgreichste Sportler mit der sportlichen Kombination aus Leichtathletik und American Football war jedoch Bob Hayes. Der Mann aus Florida ist der einzige Athlet, der sowohl Olympiasieger wurde als auch den Super Bowl gewann. 1964 in Tokio sprintete er über 100 Meter und mit der 4x 100 Meter Staffel zur Goldmedaille. Fortan konzentrierte er sich ausschließlich auf seine Karriere als American Football-Spieler. Dabei siegte er 1971 mit den Dallas Cowboys im Super Bowl VI.

Der 100m Weltrekord von Bob Hayes im Video

Wie Marquise Goodwin spielte auch Bob Hayes zu seiner Zeit auf der Position des Wide Receivers – vielleicht ein gutes Omen für den Texaner Goodwin im Hinblick auf die kommenden Sommerspiele. Während der abgelaufenen NFL-Saison laborierte er an mehreren Rippenverletzungen und kam deshalb nur auf zwei Einsätze für die Buffalo Bills. Sollte er die Vorbereitung verletzungsfrei überstehen, ist er in Rio ein möglicher Medaillenkandidat. Damit eifert NFL-Profi Goodwin mit seinem Vorhaben den Legenden Carter, Thorpe und Hayes nach – vielleicht wird er nach Olympia 2016 auch in einem Atemzug mit diesen genannt.

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