„Geld schießt keine Tore!“ – Was die Fußballtrainer-Legende Otto Rehhagel schon vor Jahren zum Besten gegeben hat, lässt sich auch auf andere Sportarten übertragen. Zumindest lässt sich darüber diskutieren: Bestes Beispiel ist der Basketball, speziell die Nordamerikanische Profiliga, NBA. Interessante Gedanken zum Saisonstart, zum Flair der Liga und zu grundverschiedenen Philosophien der Franchise gibt es im folgenden Blog eines Gastschreibers !

PS: Mehr zum Autor unter dem Text!

 

Die NBA-Saison 2013/2014 ist nun ganze zwei Wochen alt, bisher sind große Überraschungen positiver Art ausgeblieben. Die meisten Teams spielen den Basketball, der vor der Saison von Experten hier in den USA prognostiziert wurde. Zwei der Spitzenteams der vergangenen Saison, die Miami Heat und die Oklahoma City Thunder, haben noch nicht zur Bestform der vergangenen Playoffs gefunden, stehen beide aber recht akzeptabel bei sieben beziehungsweise sechs Siegen und drei Niederlagen. Angeführt wird die Eastern Conference von einem jungen, herausragend spielenden Team, den Indiana Pacers. Auf neun beeindruckende Siege folgte am Wochenende erst die erste Niederlage. An der Spitze der Western Conference stehen die San Antonio Spurs mit ebenfalls nur einer Niederlage aus neun Begegnungen.
Fernab von Statistiken, der zugegeben noch recht jungen Saison: Eines haben die beiden Spitzenreiter gemeinsam, auch wenn sie grundlegend unterschiedlichen Basketball spielen. Sie sind nie dem Trend der Superstar-Verpflichtungen gefolgt.

Vernachlässigt man das 2003/2004 Los Angeles Lakers Team, welches mit Kobe Bryant, Shaq O‘Neal, Karl Malone und Gary Payton vier zukünftige bzw. bereits aufgenommene Hall-of-Fame-Spieler in ihrer Startformation hatten, so fällt der Beginn des „Super Team“ Trends auf die Off-Season Verpflichtungen der 2007/2008 Boston Celtics.
Standen Spieler wie Malone und Payton noch beide am Ende ihrer Karriere, als sie in Los Angeles unterschrieben, waren die Neu-Celtics Kevin Garnett und Ray Allen zum Zeitpunkt ihres Wechsels mit 31 und 32 Jahren nicht bedeutend von ihrer Karriere-Bestform entfernt.
Zusammen mit Bostons (Ex-)Franchise-Player Paul Pierce formten sie ein Trio, das jeder Defense der Liga Kopfschmerzen bereitete und gewannen in ihrer ersten gemeinsamen Saison bereits die Meisterschaft. Sie setzten sich in der Finalserie gegen Kobe Bryant’s Los Angeles Lakers durch, welche sich während der Saison mit dem spanischen Power Forward Pau Gasol verstärkt hatten. So wirklich glaubte zu diesem Zeitpunkt niemand mehr daran, dass ein einzelner Superstar in mitten von überdurchschnittlichen Rollenspielern ausreichte, um sich die NBA-Krone aufzusetzen.

Nach dem Erfolg der Celtics führte das Duo Bryant/Gasol die Lakers schließlich in zwei aufeinanderfolgende Jahren zur Meisterschaft. Vor der Saison 2010/2011 setzten die Miami Heat den besagten Trend fort und nahmen Lebron James und Chris Bosh unter Vertrag, die beide ihrerseits jahrelang jeweils der wichtigste Spieler und das „Gesicht“ und Aushängeschild ihres ehemaligen Teams waren. Dwyane Wade komplettierte das offensiv wie defensiv scheinbar unaufhaltsam agierende Trio. Auch wenn Miami in der ersten Saison als „Super Team“ an den zweifellos überragend spielenden Dallas Mavericks scheiterte, so haben die letzten beiden Titelerfolge der Heat gezeigt, dass sie das Team sind, das es zu schlagen gilt.

Dass dies jedoch nicht heißt, schlicht und einfach so viele All-Stars wie möglich in ein Team zu holen, wird an der bisher enttäuschenden Leistung der Brooklyn Nets deutlich. Die gesamte Starting Five der Nets hat mindestens an einem All-Star-Game teilgenommen, welches als inoffizielle Krönung der aktuell besten Spieler der Liga gilt. Zusammen kommen Deron Williams, Joe Johnson, Paul Pierce, Kevin Garnett und Brook Lopez auf 35 All-Star-Spiele und $82 Mio. Jahresgehalt. Damit stehen sie in beiden Kategorien an der Spitze der Liga, nur nicht in der Tabelle, wo sie zurzeit auf dem vorletzten Platz der Eastern Conference stehen.

Viele beschreiben den grundlegenden Basketball-Stil der NBA als spieler-orientiert, im Gegensatz zu team-orientierten Managements der europäischen Teams. Der Sport soll möglichst sensationsreich gehalten werden, so ist zum Beispiel eine vollständige Zonenverteidigung nicht erlaubt. Diese würde den gern gesehenen 1-vs-1-Basketball hemmen und das Geschehen mehr in Richtung Drei-Punkte-Linie verlagern. So kommt es also, dass bei der Zusammenstellung von Teams oftmals nur die individuellen Stärken der Spieler betrachtet werden.
Im Fall Brooklyn Nets sind es meiner Meinung nach sogar mehr die bloßen Namen der Neuverpflichtungen Garnett und Pierce, die Fans ins Stadion und damit Geld in die Kassen bringen sollen.

Umso schöner ist es zu sehen, dass die momentanen Spitzenreiter Pacers und Spurs sich nicht auf Individualleistungen verlassen. Der Fokus liegt zweifellos auf der Verteidigung. In langfristig erfolgreichen Teams scheint weiterhin geringe Fluktuation von Spielern in der Offseason, gepaart mit hartem Training das Allheilmittel für Erfolg zu sein. Außerdem braucht jedes Team Zeit zu wachsen. Bleibt also nur abzuwarten, wie lange sie wachsen müssen, um das statistisch beste Miami-Team aller Zeiten zu entthronen.

Emin Alexandi ist hier in Deutschland mit dem Basketballsport in und außerhalb Europas aufgewachsen, ein Basketball-Verrückter im positiven Sinne. Einer, der sich in seinem Lieblingssport, über blanke Ergebnisse hinaus, so seine Gedanken macht. Wie gemacht also für sport24-fieber.de. Momentan ist er in den Staaten für ein Auslandssemester und damit ganz nah dran an der besten Basketball-Liga der Welt: Ab sofort bloggt er in regelmäßigen Abständen über das aktuelle Geschehen in der NBA. Ihr dürft gespannt sein!